Wildkatzen mit GPS-Sender

Wer gut aufpasst, entdeckt in der waldreichen Umgebung des nordrhein-westfälischen Örtchens Dahlem Wildkatzen, die einen kleinen GPS-Sender am Halsband tragen.

Dieser Sender gibt sehr genauen Aufschluss über den Lebensrhythmus und die Raumnutzung der Katzen. Drei Jahre lang bleiben Wildkatzenexperten den Tieren auf den Fersen. U. a. anhand der im ersten Jahr gesammelten Daten ermittelt DunoAir im Laufe dieses Jahres, an welchen Standorten im Waldgebiet Windkraftanlagen errichtet werden können, ohne die Wildkatzen zu stören.

Für Dahlem sind zunächst – je nach dem letztendlich gewählten Anlagentyp – acht bis zehn Windkraftanlagen geplant. Auch während des Baus selbst wird der Lebensrhythmus der Tiere genau erfasst; erst etwa ein Jahr nach der Inbetriebnahme endet das Wildkatzenprojekt. Die Wildkatze zählt europaweit zu den geschützten Tierarten. Nach Schätzungen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gibt es bundesweit etwa 7.000 Wildkatzen, von denen recht viele in der Eifel zu finden sind. Verglichen mit der Hauskatze ist die Wildkatze größer, hat einen dickeren, schwarzgeringelten Schwanz und eine fleischfarbene Nase.

Damit die Windkraftanlagen in Dahlem (geplanter Baubeginn: 2015) den Erhalt der Wildkatzen nicht gefährden, hat DunoAir den Wildtierbiologen Manfred Trinzen eingeschaltet. Laut Trinzen bewegt sich die Wildkatze je nach Alter in einem 900 bis 3.000 ha großen Lebensraum. „100 ha sind 1 km²“, erläutert der Wildkatzenexperte. „Das Revier des alten Katers ist also rund 30 km² groß – das entspricht rund einem Drittel der Gesamtfläche der Gemeinde Dahlem.“

Die Sendehalsbänder wiegen nur 70 g. Dank dieser ausgeklügelten Geräte kann sich DunoAir ein genaues Bild vom Lebensrhythmus dieser gefährdeten Katzenart machen: wann und wo sie unterwegs ist, wo sie tagsüber schläft, wo sie auf Nahrungssuche geht, wann sie sich fortpflanzt usw. Alle diese Daten werden gesammelt, sodass keine Windkraftanlagen in Bereichen gebaut werden, die für den Erhalt der Wildkatzen essenziell sind.

Wildkatzen, so Trinzen, leben nicht ausschließlich in dicht bewaldeten Gebieten, sondern auch im angrenzenden Gelände. Als Beispiel führt er Wiesen an, wo die Tiere vor allem (Feld-)Mäuse und Fledermäuse jagen. Darum arbeitet der Wildtierbiologe derzeit im Rahmen des BUND-Projekts „Wildkatzensprung“ mit ganzem Einsatz an der Vernetzung mehrerer deutscher Waldgebiete durch grüne Korridore. Auf diese Weise entsteht ein Lebensraum von tausenden Quadratkilometern und werden die Wildkatzen weniger häufig Opfer des Straßenverkehrs.

Manfred Trinzen: „In der Region Dahlem lebt eine gesunde Population. Die vorbeirasenden Autos können den Tieren jedoch sehr gefährlich werden. Immer wieder werden Wildkatzen totgefahren. Darum begrüße ich es sehr, dass sich nun auch die Eifel dem BUND-Projekt anschließen konnte, und dass Maßnahmen zum besseren Schutz dieser Tiere getroffen werden.“

Auch die Gemeinde Dahlem ist dem Projekt sehr zugetan. Bürgermeister Reinhold Müller freut sich zudem, dass die Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern für die Korridore vollständig subventioniert wird: „Die Wildkatzen fressen unsere Mäuse, an den Obstbäumen erfreuen sich die Spaziergänger, das Landschaftsbild wird aufgewertet, und das alles kostet uns keinen Cent.“

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